Kapitel 8
Schnittpraxis 2
Rhythmus
Entsprechend einer gängigen Definition z.B. aus dem Duden wird der aus dem griechischen stammende Begriff Rhythmus als „regelmäßige Wiederkehr; geregelter Wechsel; Zeit-, Gleich-, Ebenmaß; taktmäßige Gliederung" charakterisiert.
In jeder Unterhaltung über den Schnitt eines Films und dessen Qualität fällt eine Bemerkung zu seinem Rhythmus.
Was ist das eigentlich, der Rhythmus des Schnitts? Bei Musik ist uns klar, was damit gemeint ist, aber was meint „Schnittrhythmus“?
Bei der Beschreibung des Schnittrhythmus wird gerne auf Vergleiche mit dem menschlichen Organismus zurückgegriffen. Es wird vom Atem, dem Herzschlag oder dem Blinzeln eines Menschen gesprochen, die sich in einer rhythmischen Schnittfolge widerspiegeln. Das sind sehr grundlegende und organische Zeiteinheiten. Die Verwendung dieser Begriffe macht auch klar, welche Bedeutung dem Schnittrhythmus beigemessen wird.
Auf Bilder übertragen kann man sagen: für einen gleichmäßigen Rhythmus sollten gleichartige Bilder eine ähnliche Länge besitzen.
Nahe Dialogeinstellungen haben z.B. in unserem Film immer eine Länge von ca. 2,5 Sekunden von Schnitt zu Schnitt. Eine nicht durch die Erzählung motivierte plötzliche Schnittfolge von vier, fünf nur ein-sekündigen Schnitten könnte irritieren und würde sicher das Rhythmus-Empfinden stören. Ebenso eindeutig ist dies bei einer Montage von mehreren Landschaftstotalen. Ähnliche Einstellungsgrößen haben oft eine ähnliche Länge. Je nachdem, in welcher Phase die Erzählung sich befindet, kann der Editor ein Gleichmaß oder alternativ, eine dramatische Zuspitzung montieren.