Kapitel 9
Ton, Musik und Sounddesign
Genauso wie der Bildschnitt kann die Tonebene die Aufmerksamkeit sehr subtil steuern. Ton wird unterbewusster wahrgenommen als das Bild. Das bedeutet manchmal auch, dass er als selbstverständlicher Bestandteil des Bildes wahrgenommen wird und nicht bedacht wird. Damit werden die Möglichkeiten des Tons aber vollkommen unterschätzt.
Für die sinnliche Wahrnehmung, die Authentizität und den Zusammenhalt einer Geschichte spielen Geräusche, Atmosphären, O-Töne (Originalton) und nicht zuletzt Musiken eine entscheidende Rolle. Ton akzentuiert, strukturiert und kann verschiedene Raum- und Zeitebenen verbinden. Ton kann Aussagen vorwegnehmen, unterstützen oder konterkarieren. Ton nutzt bei der Erzeugung von Kontinuität, er kann Überraschung erzeugen und sorgt vor allem für die emotionale Grundstimmung eines Films. Ein gutes Sounddesign kann eine deutlich subtilere Spannung erreichen als das nackte Bild.
Narrative Funktionen
Ton kann die Gleichzeitigkeit von Ereignissen betonen und eine Verbindung zwischen zwei Ereignissen schaffen. Wir befinden uns zum Beispiel noch zu Hause bei unserer Heldin und während sie sich für den Tag zurecht macht, hört man bereits ein herannahendes Auto. Umschnitt und wir sehen den Kombi ihres Mannes vor dem Haus einparken. Das Klavierspiel aus einem Appartement in Tel Aviv klingt weiter, während man einen Jeep durch den Schnee fahren sieht. Wir übertragen die Stimmung des melancholischen Klavierspiels und sehen den Held in Gedanken. Die Nachdenklichkeit wird abrupt mit dem bedrohlichen Geräusch eines nahenden Hubschraubers beendet.